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  • AutorenbildDagmar

Das dunkle Gesicht der Lichtbringerin

Aktualisiert: 23. Juli

Die heilige Lucia in Schweden und die bayerische "Schiache Luz", der Krampus und der Nikolaus ... in der Zeit um Weihnachten scheint die Dunkelheit nicht ohne das Licht auszukommen und andersherum. Was es damit – und mit dem Tag der Heiligen Lucia am 13. Dezember – auf sich hat und was diese Rituale mit Sonne und Mond zu tun haben.


Am 13. Dezember geht mancherorts bei uns in Bayern die „Schiache Luz“ um, die dunkle Zwillingsschwester der Licht bringenden Lucia, die vor allem in Schweden verehrt wird. Dort trägt die älteste Tochter des Hauses an diesem Tag einen Lichterkranz auf dem Kopf und beehrt ihre Eltern mit einem Frühstück, das sie ihnen ans Bett serviert. Nach der christlichen Legende war die heilige Lucia von Syrakus eine junge Christin mit wunderschönen Augen, die sie sich ausstach und einem hartnäckigen Verehrer servierte, um ihn abzuwimmeln. Sie starb schließlich nach unzähligen grausamen Martyrien.

Die Schiache Luz im Alpenraum hingegen hat so gar nichts Schönes, Edles, Jungfräuliches und Lichtvolles an sich. Sie ist ein altes Hutzelweib, das die unartigen und faulen Mädchen und Frauen bedroht. Den Braven bietet sie, wie der Nikolaus wenige Tage zuvor, Äpfel und Nüsse an.


Im Adventskalender 2023 von Sonne Mond und Erde haben Krampus und Nikolaus ihren Platz wenige Tage vor der doppelgesichtigen Luz
Im Adventskalender 2023 von Sonne Mond und Erde haben Krampus und Nikolaus ihren Platz zwischen 4. und 6. Dezember – wenige Tage vor der doppelgesichtigen Luz am 13. Dezember.
Was eigentlich hinter dem Krampus steckt

Dieser Heilige hat seine dunkle Seite gleich direkt in seiner Begleitung, sodass nicht er selbst strafen muss. Den furchteinflößenden Part überlässt der Nikolaus dem Krampus, mancherorts auch den Perchten oder dem Knecht Ruprecht. Egal wie diese wüsten Gesellen genannt werden, sie alle zeichnen sich aus durch ihre tierisch wilde Gestalt, ein ebensolches Benehmen und eine Rute in der Hand. Den faden, strafenden Beigeschmack bekamen sie erst mit dem Christentum. Ursprünglich waren die Schläge nämlich ganz anders gedacht: Die Rute war die Lebensrute, ein immergrünes Bündel bestehend aus den Zweigen von Tanne, Fichte und Stechpalme. Mit ihr schlugen sie den Mädchen und Frauen recht anzüglich aufs Hinterteil oder in den Schoß, was den Geschlagenen zu mehr Fruchtbarkeit verhelfen sollte.

Früher war der dunkelste Tag des Jahres ein anderer

Aber was haben die Heilige Lucia und die Schiache Luz mit dem 13. Dezember zu tun? Als der Julianische Kalender im Jahr 45 v. Chr. eingeführt wurde, fiel die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember, also auf unser heutiges Weihnachtsdatum. Kurz bevor Papst Gregor XIII im Jahr 1582 den Julianischen Kalender reformierte, war die Wintersonnwende infolge der ungenauen Kalenderzählung mittlerweile weit nach vorne gerutscht: nämlich auf den 13. Dezember. Die Bräuche am Luzientag sind also eigentlich allesamt Wintersonnwend-Bräuche. Logisch eigentlich, denn das Licht steckt ja schon im Namen, der sich vom lateinischen „lux“ ableitet. Die römische Juno Lucina, die lang vor Lucia verehrt wurde, war die Göttin des Lichtes und der Geburt – in diesem Fall der Geburt der Sonne.

Und weil wir es vorhin mit der Doppelgesichtigkeit dieser Jahreszeit hatten: Janus, der römische Licht- und Sonnengott mit den zwei Gesichtern und zuständig für alles Duale und damit auch für Anfang und Ende, stand Pate für den ersten Monat nach der Wintersonnwende; für den Januar.


Zwölf Nächte fehlen dem Mondjahr zum Sonnenjahr, genauso viele wie zwischen dem Luzientag und Weihnachten liegen. Ein Zufall?
Zwölf Nächte fehlen dem Mondjahr zum Sonnenjahr, genauso viele wie zwischen dem Luzientag und Weihnachten liegen. Ein Zufall?

Was der Mond damit zu tun hat

Ein weiteres Detail zum 13. Dezember könnte auf den Mond verweisen. Dieses Datum liegt nämlich elf Tage bzw. zwölf Nächte vor dem Weihnachtsdatum, das – wie wir nun wissen – bei den Römern die Wintersonnwende markierte. Das Sonnenjahr mit seinen 365,25 Tagen hinkt dem Mondjahr (zwölf Mondzyklen à 29,5 Tage = 354 Tage) genau um diese Anzahl an Tagen hinterher. Aus diesem Unterschied sind bei uns in Mitteleuropa die Rauhnächte entstanden. Für die meisten beginnen sie erst mit der Wintersonnwende; es gibt aber auch Verweise darauf, dass die Rauhnächte die zwölf Nächte VOR der Wintersonnwende gewesen sein könnten. Oder vielleicht im Wechsel mal vor, mal nach der Wintersonnwende? Bei den Kelten hatte ein Jahr mal zwölf, mal 13 Monde. Wer weiß, vielleicht zelebrierte man damals die Rauhnächte dann entsprechend mal vor, mal nach der Wintersonnwende ...

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2 Comments


waldquelle
waldquelle
Jan 24, 2023

Liebe Dagmar,

vielen Dank für diese erhellenden Informationen. Gehört hatte ich es schon mal. Aber wie es so ist, einer Erinnerung tut manchmal gut.

Mir erscheint grundsätzlich wichtig zu sein, dass man in diese dunkelsten Tagen des Jahres besinnlich ist. Und genau dazu verhelfen die Rituale während er Raunächte.

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Dagmar
Dagmar
Jan 24, 2023
Replying to

Ja, das sehe ich genauso: Die Innenschau, das Reduzieren aufs Wesentliche und das Bilanz-Ziehen sind für mich die Basis, auf der eine Neuausrichtung für den kommenden Jahreszyklus gut steht. Die Dunkelheit kommt da wie gerufen: wer die Augen schließt bzw. vom Außen nicht mehr so abgelenkt ist, kann sich besser auf sein Inneres konzentrieren. Vielen Dank für deinen Kommentar!

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