Rosenmond wird er auch genannt, der Mond im Juni. Warum eigentlich? Vielleicht wegen der Rosa-Färbung, die der Vollmond im Juni am stärksten von allen Vollmonden im Jahr hat? Dieser Vollmond zieht im Jahresvergleich extrem tief über den Horizont. Deshalb erleben wir den Juni-Vollmond längst nicht in seiner vollen Leuchtkraft: erstens weil er gerade mal acht Stunden lang über den Horizont wandert. Und zweitens passiert sein Licht die Erdatmosphäre so schräg, dass es vielfach gebrochen wird und nur wenig davon bei uns auf der Erde ankommt; nämlich nur das langwellige rote Licht. Der tief über den Himmel ziehende Vollmond erscheint in einem orange-rötlichen bis rosafarbenem Licht – ähnlich wie die auf- oder untergehende Sonne.
Sehr viel wahrscheinlicher aber hat die Natur Pate gestanden für den Rosenmond. Bei den Algonkin, einem nordamerikanischen Ureinwohnerstamm, wurde der Juni-Vollmond "Erdbeermond" genannt. Die Erdbeeren als die ersten essbaren Früchte, die die Natur im Frühsommer reifen lässt! Oder eben die wilden Heckenrosen, aus deren Blüten später wahre Vitaminbomben, die Hagebutten werden. Ob wir nun die Erdbeere oder die Rose bevorzugen, das ist fast egal: Beide Pflanzen gehören nämlich der Gattung der Rosaceae an – wie übrigens auch die Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen … Mmh, ein Vorgeschmack auf den Sommer, der aus astronomischer Sicht mit der Sommersonnwende am 21. Juni beginnt. Das Fest, das die Kelten und Germanen Litha nannten, ist eins der vier großen Sonnenfeste dieser frühen europäischen Kultur.
Zur Sommersonnwende hat die Sonne ihre höchste Kraft erreicht, was man mit Freudenfeuern und ausgiebigen Gelagen feierte. Blumen und Kräuter, die zu dieser Zeit in voller Blüte stehen, tragen die ganze Energie des Sonnenlichts und der Wärme in sich, heißt es. Johanniskraut, Königskerze, Holunder- und Lindenblüten ... für all diese Pflanzen ist die beste Sammelzeit rund um die Sommersonnwende. Der Mond spielt dabei ebenfalls eine große Rolle, schiebt sein Licht das Pflanzenwachstum doch noch einmal so richtig an. Dass der letzte Vollmond vor der Sommersonnwende immer im Zeichen Schütze steht, passt (zufällig?) wie angegossen: Der Schütze gilt als der Heiler und Magier im Reigen der zwölf Tierkreiszeichen. Und genau diese Eigenschaften spricht man auch den Sonnwendkräutern zu: Aus den getrockneten Buschen und Kränzen wird im Winter die heilende Medizin in Form von Tee, Suden, Tinkturen oder Salben bereitet. Die beste Sammelzeit dafür ist allerdings nicht direkt am Vollmondtag – in dieser Phase sind die Pflanzen extrem sensibel. Wer sie schätzt und weiterhin ernten will, sollte sie zwei Tage vor bis einen Tag nach Vollmond besser hegen und pflegen anstatt sie zu zupfen. Zwei bis drei Tage nach Vollmond haben die Blüten und Blätter immer noch sehr viel Kraft gespeichert: Dann schadet ihnen die Ernte nicht mehr so sehr wie zu Vollmond. Und was für den Sammel-Zeitpunkt oft noch viel wichtiger ist als die Mondphase: ein paar Tage mit möglichst sonnigem Wetter abwarten, damit die Pflanzen beim Trocknen nicht schimmeln oder faulen!
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