Astro-Fans wissen, was es bedeutet, wenn der letzte Vollmond vor der Herbst-Tagundnachtgleiche aufgeht. Der Herbstmond steht ganz im Zeichen der Fische, das über die Träume und den Schlaf regiert. Dass der Vollmond – egal in welchem Zeichen – uns auch den Schlaf erschwert, haben Forscher aus Washington nachgewiesen.
Es gibt ein Land, in dem ist alles möglich. Dort kann ich fliegen, wohin ich will. Ich kann abtauchen, so tief ich will – ohne dass mir die Luft wegbleibt. Ich kann mich in einen Löwen verwandeln oder in eine Maus, ich kann die schwierigsten Wände hochklettern und anschließend auf den Wolken surfen.
Dieses Land findet man auf keiner Karte und in keinem Weltatlas. Obwohl es doch so nah ist – für alle erreichbar, aber nie für jeden dasselbe. Seit ich denken kann, ist das Träumeland mein zweites Zuhause. Es gibt mir Kraft und eröffnet mir erfrischend andere Perspektiven auf meine alltägliche Realität. Als Kind gab es allerdings auch Zeiten, in denen ich mich davor gefürchtet habe, abzutauchen in diese andere Welt, in der sich nicht nur die verwegensten Wünsche erfüllen, sondern auch die schrecklichsten Monster lauern.
Warum ich ausgerechnet jetzt davon erzähle? Wenn die Sonne im August/September durchs astrologische Sternzeichen Jungfrau wandert, bewegt sich der Vollmond im gegenüberliegenden Sternzeichen Fische. Dieses Zeichen symbolisiert für Astrologen die Qualität der Träume, aber auch der Stille und der Verbindung mit dem (kollektiven) Unbewussten. Stille ist in der Natur gerade "hörbar": Kein Vogelgezwitscher mehr weckt mich, und die ersten Zugvögel bereiten sich schon auf den Abflug in den Süden vor. Abgesehen davon genieße ich diese Herbst-Stille. Bei all dem fleißigen Sammeln und Ernten und Einkochen und Haltbarmachen, das den Alltag im September bestimmt, tut so ein Innehalten richtig gut! Falls es denn geht … Denn für manche ist der Vollmond mehr Fluch als Segen: Erhellt er die Nacht, hilft ihnen kein Vorhang, keine Jalousie. Schlaflos bei Vollmond: Mondfühlige wälzen sich dann von der einen Seite auf die andere und sind am nächsten Morgen so gerädert, dass sie jeden gewöhnlichen Morgenmuffel in den Schatten stellen. Aber selbst wer sich immun gegen das Mondlicht glaubt, wird davon beeinflusst.
Bei Vollmond schlafen wir kürzer und weniger tief
Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie (veröffentlicht im März 2021), bei der Wissenschaftler der Universität Washington den Einfluss des Mondes auf das menschliche Schlafverhalten untersucht haben. Sie stellten fest, dass die Menschen an den Abenden vor Vollmond (egal in welchem Monat) später ins Bett gehen und weniger schlafen als in Neumondnächten.
Diejenigen Studienteilnehmer, die komplett ohne Strom und damit ohne elektrisches Licht lebten, schliefen in Vollmond-Nächten durchschnittlich 25 Minuten weniger als in dunklen Neumondnächten. Aber selbst die Probanden aus der Millionen-Metropole Seattle reagierten auf den Vollmond und gingen dann durchschnittlich elf Minuten später ins Bett.
Dass wir bei Vollmond nicht nur kürzer, sondern auch weniger tief schlafen, hat der Schweizer Chronobiologe Christian Cajochen schon 2013 herausgefunden. Seine Versuchspersonen taten sich vor und zu Vollmond schwerer mit dem Einschlafen und schliefen weniger tief, was die Forscher mittels Hirnstrommessungen feststellten. Während der Vollmondnächte sank bei ihnen auch der Melatonin-Spiegel: eines der Hormone, die den Schlaf- und Wachrhythmus steuern.
Schuld dran sind die Hormone!
Die Zirbeldrüse in unserem Gehirn produziert nur dann Melatonin, wenn es dunkel ist – in Vollmondnächten entsprechend weniger. Deshalb ist es auch nicht gerade förderlich, wenn wir abends noch vor der Flimmerkiste oder vor dem Computer sitzen, denn sie strahlen vor allem Licht im blauwelligen Bereich ab, das dem Tageslicht gleicht und dann unsere Melatonin-Produktion hemmt. Soweit zur wissenschaftlichen Erklärung.
Das Vollmondlicht lässt die Tagwelt und das Träumeland näher zusammenrücken: Dadurch, dass wir nicht so tief schlafen, träumen wir mehr. Und weil wir zwischendrin öfter mal aufwachen, bleiben die Träume besser in unserem Bewusstsein haften. Die Schwelle zwischen Bewusstsein und Unbewusstem ist also viel niedriger, sodass beide Welten sich untereinander sehr viel mehr austauschen als sonst. Im besten Fall komme ich in dieser Zeit meinen Gefühlen näher und kann die Dinge aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten. Manchmal fehlt dann aber auch die Ausgeschlafenheit, die Nüchternheit und Sachlichkeit, was Konflikte nicht unbedingt einfacher macht.
Tagundnachtgleiche im Herbst – ausgeglichen oder nicht?
Und das, wo doch eigentlich alles so schön harmonisch sein müsste zum Äquinoktium, wie die Tagundnachtgleiche (dieses Jahr am 23. September 2023) auf lateinisch heißt – dann, wenn die Sonne ins ausgleichende Sternzeichen Waage wandert. Tag und Nacht sind zu dieser Zeit mit etwa zwölf Stunden gleich lang. Doch wenn die Dimension der Zeit ins Spiel kommt, gerät die Harmonie beträchtlich ins Wanken: Die Bahn der Sonne sinkt Ende September mit ebenso rasantem Tempo, wie die Bahn des Vollmondes am 29. September (im der Sonne gegenüberliegenden Zeichen Widder) steigt. Sogar mit bloßen Augen lässt sich das beobachten, wenn ich mir den Punkt merke, wo die Sonne am Vortag untergegangen ist ... probier's aus!
Der Vollmond wird im Herbst allmonatlich eine höhere Bahn ziehen und schließlich zur Wintersonnwende seine volle Intensität erreichen. Von daher ist das, was der Fische-Vollmond an Traumkräften schickt, nur ein kleiner Vorgeschmack auf die winterlichen Rauhnächte …
Comments