August ist Urlaubszeit. Wir können uns entspannt zurücklehnen, die Sonne auf der nackten Haut genießen und ab und zu ein erfrischendes Bad im Wasser nehmen. Die Zeit scheint stillzustehen. Und das, obwohl die Sonne sich längst schon wieder auf ihrer absteigenden Bahn befindet. Wie gut, dass die Erde die Sonnenwärme so lange speichert und deshalb recht träge auf deren Sinken reagiert. Die Natur konserviert die höchste Sonnenkraft in den süßesten Früchten, die wir nur von den Bäumen und Büschen zu pflücken brauchen. Ein Leben wie im Schlaraffenland!
Der abnehmende Mond läutet die Ernte ein
Das mit dem Schlaraffenland war nicht immer so. In der bäuerlichen Gesellschaft war die Zeit nach dem August-Vollmond die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Mit dem Schnitterfest Lughnasad, das zum abnehmenden Mond im August stattfand und damit ungefähr dem christlichen Feiertag Mariä Himmelfahrt entspricht, begann die Ernte: All die Schätze der Natur mussten rechtzeitig von den Feldern hereingeholt und zumindest für so lange Zeit haltbar gemacht werden, dass sie den Winter über als Nahrung herhielten. Und als Medizin! Der Frauendreißiger markiert die letzten Wochen, in denen die heilkräftigen Kräuter geerntet werden können. Danach blühen sie nicht mehr bzw. haben ihre Kräfte weitgehend eingebüßt.
Im christlichen Kalender wurde das ursprünglich flexible Mondfest auf einen fixen Tag des Sonnenkalenders gelegt, nämlich auf den 15. August. Christen feiern Marias Aufstieg ins Himmelreich – ich würde das übertragen auf die Erdkräfte, auf das Wachstum der Pflanzen und die Aktivitäten der Bienen ... all das neigt sich nun dem Ende entgegen. Das Ende findet im christlichen Glauben im Himmel statt. Oder sind mit der Himmelfahrt gar die nun wieder wachsenden Kräfte des Mondes gemeint? Denn der Vollmond steigt nun tatsächlich allmonatlich wieder höher auf seiner Himmelsbahn ...
Aber zurück zum Schnitterfest: Warum gerade der abnehmende Mond den Erntebeginn einläutet? Das hat zum einen mit der rituellen Bedeutung zu tun, dass der Mond als Metapher für alles Leben gesehen wurde. Erst wenn das Leben seinen Zenit überschritten hat und die Kräfte gerade wieder am Abnehmen sind, gelangt es zur Reife. Und erst dann kann man ernten. Zum anderen hat das mit dem Wachstumszyklus der Pflanzen zu tun. Zu Vollmond befinden sie sich nach einer Phase des exponentiellen Wachstums im Übergang zur Ruhephase. Übergänge sind immer äußerst sensible Zeiten, weshalb man zu Vollmond die Pflanzen nicht schneiden oder sonstwie verletzen sollte.
Naturspektakel Supermond und Sternschnuppenschauer
Also: Pause machen! Den Vollmond beim Aufgehen am 1. und 2. August 2023 zu beobachten, verspricht ein besonderes Erlebnis zu werden. Denn an diesen Tagen steht der Mond der Erde besonders nahe (wie er das übrigens alle 27 Tage tut, nur eben seltener exakt zu Vollmond) und wirkt als sogenannter Supermond am Himmel riesengroß.
Wer unerfüllte Wünsche hat, sollte Mitte August in den Sternenhimmel schauen: In der Nacht vom 12. August gibt es nämlich besonders viele Sternschnuppen zu sehen. Dann durchquert die Erde eine Trümmerwolke des Kometen Swift-Tuttle, die auch „Meteorstrom der Perseiden“ genannt wird. Von dort regnen immer wieder kleine Meteore auf die Erde und verglühen in der oberen Atmosphäre. Auf diese Weise entstehen bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde, die aus dem hoch über uns stehenden Sternbild Perseus zu entspringen scheinen. In diesem Jahr sind die Beobachtungs-Bedingungen besonders günstig, da der Mond dann nur als feine abnehmende Sichel sichtbar ist, die erst nach Mitternacht aufgeht und den nächtlichen Sternenhimmel somit kaum erhellt.
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