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  • AutorenbildDagmar

Warum die Rauhnächte aus dem Norden kommen

Aktualisiert: 1. Jan.

Es gibt viele Varianten, die Rauhnächte zu zählen. Und alle haben irgendwie ihre Berechtigung. Denn bei allen dreht sich das Geschehen um einen zentralen Zeitpunkt: die Wintersonnwende. Heutzutage haben wir das Glück, dass Maschinen für uns die Berechnung übernehmen und wir nur ins Internet zu gehen brauchen, um den exakten Zeitpunkt der Wintersonnwende zu erfahren: Freitag, 22. Dezember 2023, 04:27 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die nächste Wintersonnwende 2024 wird dann am 21. Dezember um 10:19 Uhr sein. Früher war eine solche Vorhersage sehr viel schwieriger. Zu den ersten, die das konnten, zählen nicht nur die berühmten Sterngucker der Babylonier, die Ägypter oder eine andere Hochkultur. Es war auch ein Volk, das als barbarisch galt und dessen Stämme nicht mal eine gemeinsame Kultur hatten: die Kelten!



Jahrtausende lang hüteten die Menschen des Nordens einen astronomischen Wissensschatz, dank dem sie es sogar bis in die griechische Mythologie schafften: Leto, die Mutter des Sonnengottes Apollon und der Mondgöttin Artemis, stammte demnach aus Britannien. Und Apollon musste alle 19 Jahre – so lange dauert der Metonsche Zyklus, bis der Mond zu einem bestimmten Jahresdatum wieder in derselben Phase und damit in derselben Position zur Sonne steht – in die Heimat seiner Mutter zurückkehren, um mit der Hilfe der Britannier das Sonnenrad neu zu justieren. Ausschlaggebend dafür war vermutlich die prähistorische Sternwarte von Stonehenge, entstanden vor ungefähr 4500 Jahren. Mit der Hilfe dieses monumentalen Steinkreises konnten die keltischen Druiden die Sonnwenden, Sonnen- und Mondfinsternisse vorhersagen – und das sogar 300 Jahre im Voraus.


Warum ausgerechnet die Druiden zu solchen Berechnungen fähig waren? Zum einen liegt das an den im Norden stark ausgeprägten Jahreszeiten, die das Wissen um den Zyklus eines Sonnenjahres überlebensnotwendig machten. Zum anderen ist es im Norden einfacher, die schwankende Bahnhöhe der Sonne zu beobachten.

Nahe dem Äquator, wo die Hochkulturen Babyloniens und Ägyptens zuhause waren, zieht die Sonne eine annähernd gleich bleibende Bahn über den Himmel. Deshalb maß man die Zeit dort hauptsächlich mit der Hilfe des Mondes mit seinen wechselnden Phasen. Und nahm es beim Sonnenjahr nicht ganz so genau.

Noch heute gilt in der arabischen Welt der Mond mehr als die Sonne: Er ziert die Flaggen von zahlreichen Staaten (rechts eine kleine Auswahl: Algerien, Mauretanien, Tunesien, Libyen, Türkei, Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Pakistan). Und die Moslems berechnen den Ramadan, ihren Fastenmonat, nach wie vor nach dem Mondkalender.


Aber zurück zu den Rauhnächten: Durchschnittlich fehlten dem Mondjahr 11 ¼ Tage zum Sonnenjahr, das mit der Wintersonnwende begann. Für die einen sind die Rauhnächte deshalb die Zeit zwischen Sonnen- und Mondjahr: also die 12 Nächte vor der Wintersonnwende. Für die anderen startet die „Zeit zwischen den Jahren“ erst mit der Wintersonnwende, denn für die Kelten begann das neue Mondjahr mit dem ersten Vollmond nach der Wintersonnwende. Und wie kommt es zu den Rauhnächten ab dem 24./25. Dezember? Daran sind die Römer schuld! In deren julianischem Kalender fiel die Wintersonnwende nämlich auf den 24./25. Dezember. Doch dieser Kalender hinkte der eigentlichen Sonnenzeit bald um einiges hinterher – teilweise sogar um mehr als ein Jahr! Deshalb wurde im 16. Jahrhundert schrittweise der neue gregorianische Kalender eingeführt, der noch heute gilt und nach dem die Sonnwende immer auf den 20./21. Dezember fällt.

Die beiden wichtigsten Rauhnächte sind folglich der alte und der neue Sonnwend-Termin: Thomasnacht und Heilige Nacht. Die Silvesternacht als Übergang zwischen dem alten und dem neuen Kalenderjahr – die letzte von zwölf Nächten in der Zählung ab der Thomasnacht – ist die dritte wichtige Rauhnacht. Die vierte und letzte wichtige Rauhnacht ist die Nacht auf den 6. Januar, der im Germanischen der „Dreizehnte Tag“ heißt – gezählt nach dem julianischen Kalender-Datum für Sonnwend. Das Ende der „Zeit zwischen den Jahren“ ist also ähnlich bedeutend wie ihr Beginn.

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