Auf der Sonne toben Stürme so heftig wie schon lange nicht mehr, während Nordlichter bis nach Südbayern für ein nächtliches Farbspektakel sorgen. Wie sie entstehen, was das für das Leben auf der Erde bedeutet und warum es etwa alle elf Jahre zu einem Maximum der Sonnenaktivität kommt, erfährst du hier.
Polarlichter bis in die Schweiz und Österreich, hat es so etwas je gegeben? Tatsächlich haben Fotografen auch früher schon Nordlichter über Mitteleuropa festgehalten, allerdings selten in der Intensität, wie sie am Wochenende von 10. auf 11. Mai sichtbar waren.
Dass die zauberhaften Himmelslichter in Rosa, Violett, Türkis und Grün aktuell für ein solches Feuerwerk sorgen, liegt an den Sonnenstürmen, die schon lange nicht mehr so heftig ausfielen. Schon im Juli 2023 konnte ich große dunkle Flecken in der Sonne erkennen, die auf eine erhöhte Sonnenaktivität schließen lassen. Tatsächlich hat die NASA für 2024 ein Maximum der Sonnenaktivität berechnet.
Die unterschiedlichen Farben der Nordlichter
Wie Sonnenstürme und Polarlichter entstehen, das hängt mit dem Sonnenflecken-Zyklus zusammen. Durchschnittlich alle elf Jahre erleben wir ein Maximum der Sonnenaktivität. In dieser Zeit treten vermehrt Sonnenstürme auf wie derjenige Anfang Mai. Dabei schleudert die Sonne infolge ihrer hohen magnetischen Aktivität gewaltige Plasmaschwaden von sich weg. Dieser sogenannte koronale Massenauswurf erreicht dann rund zwei Tage später die Erde. Ihr Magnetfeld fängt die hochenergetischen Teilchen auf und lenkt sie über die Erdatmosphäre, wo die Teilchen die Atome der Atmosphäre zum Leuchten bringen, und zwar in ganz speziellen Farben: Sauerstoffatome produzieren vor allem grünes oder rotes Licht, während Stickstoffatome für blaugrünes oder violettes Licht verantwortlich sind. Normalerweise treten die Polarlichter – wie der Name schon sagt – nahe den Erdpolen auf. Doch je nach Intensität des Sonnensturmes können die Lichter vom Nordpol sogar bis nach Mitteleuropa reichen.
Auswirkungen auf das Leben auf der Erde
Polarlichter sind das beste Zeichen dafür, wie gut uns das Erdmagnetfeld und die Atmosphäre vor den energiereichen Sonnenteilchen schützen. Dennoch können die hochenergetischen Teilchen gerade bei moderner Elektronik großen Schaden anrichten: Sonnenstürme führen immer wieder zu Ausfällen bei Satelliten und beeinträchtigen damit Navigationssysteme, Internet oder Telekommunikationsgeräte. Auch Radio und Stromversorgung können durch starken Sonnenwind gestört werden. In Nordamerika etwa mussten Maisbauern ihre Arbeit auf den Feldern wegen des Sonnensturms unterbrechen, weil sie mit ihren GPS-gesteuerten Traktoren sonst vom Weg abgekommen wären. Laut Recherchen der "ZEIT" sind wir im Mai nur knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt, bei dem unter anderem die Stromversorgung unterbrochen worden wäre.
Die UV-Strahlung, die bei solchen Sonnen-Eruptionen freigesetzt wird, beschert natürlich auch der Erde mehr Strahlung. Doch die wird schon am oberen Rand der Atmosphäre abgefangen, was diese Schichten rund um den Äquator erwärmt. Die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Erdpolen führen zusammen mit der Erddrehung dann zu stärkeren bzw. vermehrten Westwinden.
Der Sonnenflecken-Zyklus von elf Jahren
Auch wenn die Wissenschaftler als Mittelmaß des Sonnenflecken-Zyklus elf Jahre errechnet haben, kann es schon mal nach neun oder erst nach 14 Jahren zu einem Maximum kommen. Warum und wodurch die regelmäßige erhöhte Sonnenaktivität genau bedingt wird, darin sind sich die Forscher noch nicht im Klaren. Es gibt aber eine Theorie, die die Planeten Jupiter, Venus und Erde dafür verantwortlich macht. Alle 11,07 Jahre stehen diese drei Planeten in einer Linie zur Sonne. Ähnlich den Gezeitenkräften des Mondes, zieht das Dreiergespann dann mit vereinten Kräften an der Sonne und provoziert so die Eruptionen auf der "Sonnenhaut", der Korona.
Aber warum nur die beiden Winzlinge Erde und Venus in Kombination mit Jupiter? Was wenn beispielsweise einer der Großen – der Uranus etwa – bei dem Gespann mitzieht? In der aktuellen Konstellation ist es nämlich genau so: Uranus, Jupiter und Venus stehen von der Erde aus gesehen gerade in Konjunktion mit der Sonne!
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