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Was ist der Mauretanische Mond?

Aktualisiert: 13. März

Immer im März haben wir kurz nach Neumond auch hierzulande die Chance, ein besonderes Mond-Phänomen zu betrachten: der Mauretanische Mond. So nennt man diese hauchfeine zunehmende Mondsichel, die dann kurz nach Sonnenuntergang quer über dem Horizont liegt und wie eine Schüssel aussieht.


Die liegende Mondsichel, fotografiert in Chile (Foto: ESO/B. Tafreshi (twanight.org))
Die liegende Mondsichel, fotografiert in Chile (Foto: ESO/B. Tafreshi (twanight.org))

In Mauretanien, ja eigentlich in allen Ländern in Äquatornähe zeigt sich die Mondsichel grundsätzlich so: zum zunehmenden Mond steht die Schüssel über dem westlichen Horizont aufrecht und wird von Tag zu Tag voller. Zum abnehmenden Mond liegt die Schüssel umgekippt auf ihrem Rand und leert sich von Tag zu Tag. Es sieht aus, als ob alles was drin ist, ausläuft. Aus dieser Analogie schuf die Menschheit unzählige Legenden: den Göttern Indiens und Chinas wurde aus dem Mond-Kelch beispielsweise der Unsterblichkeits-Trunk überreicht. Zum abnehmenden Mond trinken die Götter das kostbare Zaubermittel leer, während sich der Kelch bei zunehmendem Mond auf wundersame Weise wieder selbst auffüllt. Die Geschichte erklärt den kraftvollen Kreislauf des Lebens, des Werdens und Vergehens, anhand der Mondphasen.


Auch unsere Vorstellungen vom Einfluss des Mondes hat dieser Mythos geprägt, obwohl bei uns die zunehmende Mondsichel senkrecht steht und kaum einer Schüssel gleicht. Doch mit den astronomisch-astrologischen Weisheiten des alten Babyloniens sind auch die mythologischen Mond-Geschichten bis nach Mitteleuropa verbreitet worden. Ein Mythos wird dann kraftvoll und überdauernd, wenn er ein tatsächlich beobachtbares, zentrales Himmelsphänomen erklären und mit unserem Leben hier auf der Erde verbinden kann. Das Werden und Vergehen des Mondes spiegelt sich in der Pflanzenwelt: bei zunehmendem Dreiviertelmond (und klarem Himmel) wachsen die Pflanzen tatsächlich ein wenig schneller, ganz einfach weil das helle Mondlicht hoch am Himmel das Hereinbrechen der Nacht verzögert und die Pflanzen damit länger Photosynthese betreiben können.


Aber zurück zur Mythologie: Dass wir so gern solchen Geschichten über die Macht des Mondes lauschen, liegt an unserem assoziativen Denken, dem Denken in Analogien oder Gleichnissen – wie oben, so unten. Wie im Großen, so im Kleinen. Stellen wir Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen fest, merken wir sie uns und bekommen ein Gefühl von Berechenbarkeit, von einer gewissen Ordnung und Kontrolle in und um uns herum. Das wiederum gibt uns Sicherheit und Halt. Es schafft Vertrauen ins Leben. Im Vergleich zu den fragilen irdischen Systemen sind die Mondphasen und auch die Jahreszeiten ein wirklich verlässliches System, an dem ich mich gern und voller Vertrauen in seine Stabilität festhalte.

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